Bildung für Familien

Von Beginn an hatte die Familienbildung in der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in der Diözese Passau (DiAG) einen hohen Stellenwert.

Ökologisch fundierte Spielgruppe 1978 in Hinterschmiding

Von Beginn an hatte die Familienbildung in der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in der Diözese Passau (DiAG) einen hohen Stellenwert.

Auch im Leitbild, das sich die DiAG im Jahr 1999 gegeben hat, wird Familienbildung als wichtige Aufgabe formuliert: „Ebenso werden die Stellung der Frau in Gesellschaft und Kirche, der Schutz der Familie, die Frage des Lebensschutzes am Beginn und Ende des Lebens auf der programmatischen Tagesordnung stehen“ (Thesen zur Kirchlichen Erwachsenenbildung in der Diözese Passau, in: Erwachsenenbildung im Auftrag der Kirche, Passau 2002, S. 11f.).

Am 27. und 28. Januar 1962 fand in Spiegelau eine Tagung zum Thema „Elternhaus und Schule“ statt. Behandelt wurden die Themen „Was sehen und hören unsere Kinder? Was lesen Sie?“ und „Ist unser heutiger Schulaufbau noch zeitgemäß?“ Zielgruppe waren Eltern und Erziehungsberechtigte sowie Referentinnen und Referenten für Erziehungs- und Schulfragen. Als Ziel der Tagung wird angegeben, Eltern und Erziehungsberechtigte darin zu beraten und unterstützen, die „Kinder vor seelisch-sittlichen Gefährdungen zu bewahren und zu einem kraftvollen Leben zu führen“.

Eine Studientagung „für alle Damen und Herren, die für das Gelingen christlichen Daseins in der Ehe Verantwortung tragen“ wurde am 3. März 1963 im Exerzitienhaus Mariahilf in Passau angeboten. Nach einer gemeinsamen Eucharistiefeier sprach Dr. med. Korte aus Köln zum Thema „“Typische Schwierigkeiten in der christlichen Ehe heute aus psychologisch-anthropologischer Sicht“. Die Tagung wurde mit einem Referat von Prof. Dr. Teichtweier aus Passau zum Thema „Christliches Leben in der Ehe heute aus moraltheologischer Sicht“ abgeschlossen.

Die damalige enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Pfarrei und Schule wird an einer Elterntagung am 29.02.1964 in Spiegelau deutlich. Dort geht es zum einen um die Kooperation zwischen Eltern, Schule und Kirche; zum anderen werden die Aufgaben und Möglichkeiten der Schulpflegschaften erörtert. Schulpflegschaften waren ein Gremium an Grund- und Hauptschulen, in dem Eltern und Lehrer vertreten sind und die der Unterstützung des Schulleiters dienen.

Die Aufgabe des Vaters in der Erziehung wird bei einer Veranstaltung am 8. April 1964 in der Pfarrei Adldorf thematisiert. Rektor Franz Hierlmeier aus Landshut sprach zum Thema „Der Mann in der Familie. Familienvater – Fehlanzeige?"

Um die Probleme Heranwachsender ging es am 5. März 1970 in Simbach. Dort hielt Gustl Geißler von der Eheberatungsstelle der Diözese vor interessierten Eltern einen Vortrag zum Thema: „Begleitung in der Reifezeit“. Die angesprochenen Themen laut Ankündigung waren: Pubertät - Selbstbefriedigung – Liebschaften - Liebesspiele - vorehelicher Geschlechtsverkehr – Hilfe bei der Partnersuche – Übungsfelder für die Liebe – Begleitende Erziehungshilfen.

»Neue Männer
braucht das Land«

Vom 7.-10. Januar 1987 wurde im Haus St. Josef in Bischofsreut „Familiengemeinschaftstage für Arbeitslose“ durchgeführt. Bei diesen Familiengemeinschaftstagen konnten sich Arbeitslose mit ihren Familien mit ihren spezifischen Problemen auseinandersetzen. Sie konnten sich u.a. über Beratungs- und Hilfsangebote informieren und befassten sich mit dem Umgang mit Schulden und mit gesunder aber doch kostengünstiger Ernährung.

Mit dem Zusammenhang von Medienkonsum und Gewalt ging es bei einer zweitägigen Fortbildung für Referentinnen und Referenten in den Kreisbildungswerken im Bereich Pädagogik am 1.und 2. Dezember 1987. Bei diesem Intensivseminar referierte Prof. Dr. Werner Sacher von der Universität Augsburg zum Thema „Medienkinder-gewalttägige Kinder?“

Am 26. November 1996 ging es bei einem Vortrag an der Universität Passau um das Thema „“Geld und Konsum – ein schwieriges Kapitel für Kinder, Jugendliche und Eltern. Es referierten Diplom-Sozialpädagogin Kathrin Plechinger, Dipl. Kaufmann Dr. Hans Prechtl, Dipl. Psychologe Albert Meindl und Marktdirektor Alois Fischer von der Sparkasse Passau.

Am 22. September 1998 referierte im Haus Mariahilf in Passau Schwester Dr. Lea Ackermann zum Thema „Ware Frau. Die Würde der Frau ist unantastbar.“ Lea Ackermann engagiert sich im Kampf für die Rechte von misshandelten und verkauften Frauen.

Einem brisanten Thema widmete sich eine Fachtagung am 17. Juni 2002. Zusammen mit der Evangelischen Erwachsenenbildung, Solwodi Passau, einem Verein für Frauenrechte und der Universität Passau fand diese Veranstaltung im Haus der Jugend in Passau statt. Das Thema war „Neue Männer braucht das Land. Von Klein auf gegen Männergewalt". Referent war Hans Schmidt von JederMann e.V. (Männer- und Jungenarbeit gegen Männergewalt).

Diese Veranstaltung war der Beginn einer Reihe zur Thematik „Sexualisierte Gewalt“. Im Jahre 2003 folgte die Fachtagung „Sexuelle Gewalt hat viele Gesichter“ und 2004 die Tagung „Sexualisierte Gewalt in den Medien“.

„Jugend im Rausch. Prävention und Reaktion bei Alkoholmissbrauch“ war das Thema einer Tagung von KEB und Caritas am 3. Februar 2010 im Haus Spectrum Kirche in Passau. Bei dieser Tagung wollten die Veranstalter einen Blick auf regionale Hilfskonzepte werfen und Handlungskonzepte für Fachleute vorstellen.

Gerhard Mager, KEB, (von links), N.N., Erwin Müller, Referent, Dr. Doris Cihlars, Uni Passau, Kajetan Fuchs, Referent, Sr. Maria-Franziska Meier, Fachakademie für Sozialpädagogik Passau, Dr. Tanja Steinberger, Fachakademie für Sozialpädagogik, Martin Eder, Uni Passau, Prof. Dr. Norbert Seibert, Referent Aufmerksame Zuhörer in von links Gernhard Mager, Kajetan Fuchs, Dr. Tanja Steinberger (verdeckt)

Eine Kooperationsveranstaltung mit der Fachakademie für Sozialpädagogik und dem Lehrstuhl für Schulpädagogik (Prof. Norbert Seibert) fand am 5. Juli 2019 an der Universität Passau statt. Es ging um „Wertorientierung in Bildung und Erziehung“. Prof. Norbert Seibert, Schulpädagoge an der Universität Passau befasste sich mit der Frage, wie die Digitalisierung an den Schulen die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern verändert. Erwin Müller, Rektor an der Grundschule Plattling stellte das Konzept „Gelbe Schule“ vor. Mit diesem Konzept soll der Selbstwert aller an der Schule Beteiligter gefördert werden. Kajetan Fuchs, ehemaliger stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerks Bayern, stellte den Beitrag der Jugendverbandsarbeit und der Kinder- und Jugendhilfe zur Wertebildung und Erziehung zur Demokratie von jungen Menschen vor.

Ehe-Vorbereitung

Schon vor der Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DiAG) im Jahre 1961 wurden Brautleutetage abgehalten. Deren Konzeption änderte sich im Lauf der Jahre deutlich. In den 50er-, 60er- und 70er-Jahren waren Brautleutetage Großveranstaltungen, an denen bis zu 100 junge Menschen teilnahmen. Brautleutetage wurden „frontal“ abgehalten. Im Mittelpunkt standen Referate, die in der Regel von einem Priester, einem Mediziner und einem Juristen gehalten wurden. In den 70-er Jahren versuchte die DiAG die Referentenausbildung zu qualifizieren. So befasste sich der Vorstand der DiAG am 18. Januar 1972 mit einem Antrag des Diözesanrats zur Referentengewinnung und -qualifizierung.

Die Brautleutetage werden in Kooperation mit dem Referat Ehe und Familie durchgeführt. Ab den 90-er Jahren sollte die „Referatslastigkeit“ der Brautleutetage aufgebrochen werden. Brautleutetage werden nunmehr in Seminarform angeboten. Sie werden von zwei qualifizierten Referenten, meist von einer Frau und einem Mann geleitet. Es wird darauf geachtet, dass höchstens 10 Paare teilnehmen. Auf die Beteiligung der Teilnehmenden in Paargesprächen und in der Kursrunde wird großer Wert gelegt.

Mutter-Kind-Gruppen/Eltern-Kind-Gruppen

Seit Ende der 70-er Jahre gibt es in der Diözese Passau Mutter-Kind-Gruppen. Später wurde der Name in Eltern-Kind-Gruppen geändert.

Ab dem Jahre 1978 ging die Psychologin Dr. Gerda Verden-Zöller in einem Forschungsprojekt mit Unterstützung des Bayerischen Sozialministeriums der Frage nach, wie durch das freie Spiel die Selbstorientierung und Entwicklung von Kleinkindern gefördert werden kann. Sie gründete in fünf Dörfern des Landkreises Freyung-Grafenau Spielgruppen mit Müttern und ihren Kindern. Dr. Gerda Verden-Zöller nannte diese Gruppen ökopsychologisch-fundierte Spielgruppen. Die Themen beim Spielen waren:

  • Mein Kind und sein Körperrhythmus
  • Mein Kind und sein Gleichgewicht
  • Mein Kind und seine Bewegungsentwicklung
  • Mein Kind und seine elementaren Zeichen
  • Mein Kind und der Aufbau seines Raumbewusstseins
  • Mein Kind und seine elementare Vorstellungswelt, die Theoriebildung des Menschen

Im Jahre 1988 konnte das zehnjährige Bestehen der ökologisch fundierten Spielgruppen begangen werden.

Ökologisch fundierte Spielgruppe 1978 in Hinterschmiding, Foto Seidl Ökologisch fundierte Spielgruppe 1978 in Hinterschmiding Foto Seidl

Wenig später führte der KDFB-Diözesanverband Passau ebenfalls Mutter-Kind-Gruppen ein. Sie lehnten sich inhaltlich an das Konzept von Verden-Zöller an. Seither werden die Mutter-Kind-Gruppen von den regionalen KEBs durchgeführt, die inhaltliche Konzeption liegt beim Frauenbund.

Als Ziele der Eltern-Kind-Gruppen werden formuliert:

Mütter und Väter sollen in den Eltern-Kind-Gruppen für die Bewältigung ihrer Erziehungsaufgaben bestärkt und befähigt werden. Es entstehen Kontakte/Netzwerke über die Gruppe hinaus, Erfahrungen können reflektiert und dabei Elternkompetenz erworben werden. In der Eltern-Kind-Gruppe besteht die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, sich zu orientieren, nach neuen Wegen zu suchen und sich gegenseitig zu unterstützen.

In Spielgruppen steht das freie Spiel im Vordergrund, denn es ist der zentrale Lernort, um die geistigen und emotionalen Fähigkeiten des Kindes zu fördern.

Grundlagen- und Regionalschulungen befähigen die Gruppenleiterinnen zu ihrer Tätigkeit. Regionalleiterinnen unterstützen die Eltern-Kind-Gruppen bei der Gründung, beim Leiterinnenwechsel oder ggf. auch bei Konfliktsituationen. Die Eltern-Kind-Rundbriefe vermitteln Spielanregungen, Verse, Kinderlieder, Buchbesprechungen, Literaturhinweise, wichtige Informationen und aktuelle Termine.

(Quelle: v.a. Homepage des KDFB-Diözesanverbandes Passau)

 »Das freie Spiel
im Vordergrund«