Politische Erwachsenen­bildung

Die Werte aus den „Thesen zur Kirchlichen Erwachsenenbildung in der Diözese Passau“ wurden in zahlreichen Veranstaltungen vermittelt.

Veranstaltungsplakat Vortrag
"3650 Tage in der roten Hölle"

In den „Thesen zur Kirchlichen Erwachsenenbildung in der Diözese Passau“ finden sich mehrere Aussagen zur Politischen Erwachsenenbildung.

So heißt es gleich zu Beginn, die Katholische Erwachsenenbildung finde „ihre Position inmitten einer großen Vielfalt von Strömungen, die das Leben der Menschen in Gesellschaft und Kirche beeinflussen. Der Pluralismus von Weltanschauungen, religiösen Praktiken, politischen und kulturellen Erscheinungsformen, Lebensstilen und individuellen Verhaltensweisen ist die gegebene Erscheinungsform einer pluralen, demokratischen Gesellschaft“ (Thesen zur Kirchlichen Erwachsenenbildung in der Diözese Passau in: Erwachsenenbildung im Auftrag der Kirche, Passau, 2002, S. 10).

Der Pluralismus in unserer Gesellschaft wird bejaht und als Chance gesehen, „den Orientierung suchenden Menschen unserer Zeit in einladender und argumentativer Weise auf der Grundlage eines christlichen Menschenbildes ein wertbestimmtes Angebot für die eigenverantwortliche Entscheidung in den verschiedenen Lebensbereichen zu vermitteln“ (ebd., S. 10).

»Dialog ermöglichen
Brücken schlagen«

Es wird betont, dass die Katholische Erwachsenenbildung ihre Aufgabe darin sehe, „den Dialog zu ermöglichen und Brücken zu schlagen“ (ebd., S. 10).

Dem politischen Fundamentalismus wird eine Absage erteilt. Es gehe nicht darum, „einfachen Lösungen“ das Wort zu reden. Vielmehr solle es bei den Veranstaltungen der KEB zu einem „fairen Wettstreit der Meinungen“ kommen.

Die KEB bejaht Freiheit und Selbstbestimmung als hohes Gut, betont jedoch, dass die Freiheit des Einzelnen „auf ein ausbalanciertes Verhältnis zur sozialen Dimension des Menschen“ angewiesen ist. Freiheit ist deshalb nie ausufernd, sondern eine Freiheit in Verantwortung. (ebd., S. 10f.)

Politische Verantwortung beginnt in den Kommunen. Deshalb veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DiAG) kommunalpolitische Tagungen. Eine dieser Tagungen fand vom 10. – 11. Februar 1962 in Spiegelau statt. Unter dem Gesamtthema „Unser Dienst an der Gemeinde“ wurden dort zwei Vorträge mit anschließender Aussprache angeboten. Zuerst referierte Rektor Podlipski aus Passau zum Thema „Unsere Volksschulen – Probleme und Aufgaben für die Gemeinden“. Das zweite Referat befasste sich mit dem Thema „Das kulturelle Leben in der Gemeinde“. Referent war Bürgermeister Stadler aus Hinterschmiding. Die Moderation der Tagung hatte der damalige Jugendpfarrer Msgr. Plettl. Dies deutet daraufhin, dass zur damaligen Zeit Jugend- und Erwachsenenbildung enge Kontaktflächen hatten. Im Vergleich zur Struktur heutiger Tagungen fällt auf, dass für die Aussprache nach den Referaten jeweils zwei Stunden angesetzt wurden. Daraus kann man schließen, dass das Bedürfnis nach Diskussion und inhaltlicher Auseinandersetzung sehr ausgeprägt sein musste.

»Unser Dienst
an der Gemeinde«

Am 16. und 17. Februar 1963 fand im Exerzitienhaus Mariahilf eine Tagung mit dem Thema „Fragen der zeitgeschichtlichen Orientierung“ statt. 30 Jahre zuvor war die Machtübernahme Hitlers gewesen. Die Veranstalter nahmen diesen Jahrestag zum Anlass, über „Weg und Schicksal der Weimarer Republik nachzudenken“. Auch sei die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit noch nicht abgeschlossen.

Prof. Dr. Josef Hanslmeier hielt ein Referat zum Thema „Zur geistigen Situation der Gegenwart“. Anschließend sprach Prof. Dr. Heinrich Lutz zum Thema „Der Weg der Deutschen in die Republik“. Ein Referat von Priv.Doz. Dr. Dieter Albrecht über „Grundzüge und Methoden der nationalsozialistischen Außenpolitik“ schloss die Tagung ab.

Die 60er Jahre waren auch die Zeit des Kalten Krieges. Auch diese Periode hat im Themenangebot der DiAG ihre Spuren hinterlassen. So sprach am 1. Juni 1964 Johan H. Wigmans im Kolpinghaus in Passau über seine Erfahrungen als Kriegsgefangener in der Sowjetunion unter dem Thema „3650 Tage in der Roten Hölle“.

Auch die zweite große kommunistische Macht findet ihren Eingang in die Programmatik der katholischen Erwachsenenbildung. Am 15. Oktober 1964 spricht P. Dries van Coillie in Altötting zum Thema „3 Jahre in den Gefängnissen Rot-Chinas“.

Zwischen dem 6. Oktober und dem 03. November 1966 fand in Passau-Innstadt ein Politisch-Soziales Seminar statt. Themen der Vortragsreihe an fünf Donnerstagen waren z.B. „Haben die Katholiken im 3. Reich versagt?“ oder „Hat das Christentum in der Politik etwas zu suchen?“. Zielsetzung der Politisch-Sozialen Seminare sei es laut Handzettel „entscheidende Fragen des menschlichen Gemeinschaftslebens“ in Vorträgen und Aussprachen zu behandeln.“

Seit dem Jahre 1963 sind Besuche aus Westeuropa in der Tschechoslowakei möglich. Am 10. März 1967 berichtete Oberstudienrat Gerhard Pettirsch über „Eine Reise durch die Tschechoslowakei heute!“. Diese Veranstaltung fand im Pfarrsaal St. Peter in Passau in Kooperation mit der Ackermanngemeinde statt.

Am 4. Mai 1969 referierte in Niederalteich Oberlehrer Otto Rauscher aus Passau zum Thema „Der Prager Frühling“.

Eine 10-tägige entwicklungspolitische Veranstaltungsreihe fand vom 7. – 11 November 1982 in ökumenischer Trägerschaft in Kooperation mit dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat Passau statt. Gesamtthema der Reihe war „Gemeinsam überleben – Dritte Welt und wir“. Bei der Eröffnungsmatinee sprachen Entwicklungshilfeminister Dr. Jürgen Warnke und der Hauptgeschäftsführer von Misereor Prälat Norbert Herkenrath.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhang blickte die DiAG auch wieder nach Tschechien. Mit der Diözese Budweis wurde vom 30. April – 1. Mai 1994 eine Tagung zum Thema „Versöhnte Nachbarschaft – Zum Verhältnis von Deutschen und Tschechen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ durchgeführt. . Die Tagung fand in Budweis statt. Die Vorträge wurden in Deutsch oder Tschechisch gehalten und jeweils in die andere Sprache übersetzt.

Ein Intensivkurs für ReferentInnen und MultiplikatorInnen in der politischen Bildungsarbeit wurde vom 3. – 4. Februar 1995 zum Thema „Demokratie- und Politikverständnis am Beispiel ‚Volksbegehren‘ und ‚Volksentscheid‘“ angeboten. Referent war bei der Veranstaltung im Haus Spectrum Kirche war Prof. Dr. Bernhard Sutor von der Katholischen Universität Eichstätt.

Die KEB widmete sich in ihren Programmen auch historischen Themen. Aus Anlass des 450. Jahrestags des Passauer Vertrags veranstalteten die DiAG zusammen mit der Evangelischen Erwachsenenbildung im Dekanatsbezirk Passau am 24. März 2001 einen Studientag zum Thema „Der Passauer Vertrag vom Jahr 1552 und seine Auswirkungen auf die (Kirchen-)Geschichte“. Referenten waren Prof. Dr. Philipp Schäfer von der Universität Passau und der evangelische Dekan Albert Strohm.

Der ehemalige Bundesentwicklungsminister und SPD-Politiker Erhard Eppler hielt auf Einladung der DiAG am 18. September 2001 einen Vortrag im Haus Spectrum Kirche zum Thema „Moral und Moralin in der Politik“.

„Nach 60 Jahren: Herausforderungen an die Gestaltung des Friedens“ war der Titel eines Studientags am 16. April 2005, den die KEB zusammen mit dem Evangelischen Bildungswerk im Haus Spectrum Kirche in Passau abhielt. Anlass war der 60. Jahrestag des Endes des II. Weltkriegs. Prof. Dr. Rainer A. Roth von der Universität Augsburg, früherer Vorsitzender der KEB, hielt das Eingangsreferat zum Thema „Frieden (nicht) um jeden Preis?!“ Der Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus Rose sprach zum Thema „Sicherung des Friedens im 21. Jahrhundert“ und Velten Wagner von der Evangelischen Landeskirche Bayern referierte zum Thema „Friedensethik und ihre Umsetzung. Die Veranstaltung wurde mit einer Podiumsdiskussion abgeschlossen.

„20 Jahre friedliche Revolution – Was bleibt?“ war der Titel einer Veranstaltungsreihe, die die KEB zusammen mit der Professur für politische Theologie und Ideengeschichte an der Universität Passau aus Anlass des 20. Jahrestags des Falls der Berliner Mauer durchführte. Eröffnet wurde die Reihe mit der Ausstellung „20 Jahre friedliche Revolution und deutsche Einheit“, die in den Räumen des Café Unterhaus in Passau zu sehen war.

Folgende Veranstaltungen wurden im Rahmen der Themenreihe durchgeführt:

  • 9. November 2009 Gedenkgottesdienst
  • Vortrag: „Was bleibt von der DDR?“; Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Passau
  • 17. November 2009 „Doping und kein Ende? Die DDR und ihre chemischen Lügen“, Prof. Dr. Iris Geipel, Berlin
  • 23. November 2009 „Das Nachwirken des braunen Geistes in der DDR und nach der Wende“, Freya Klier, Berlin
  • 1. Dezember 2009 „Vor 20 Jahren: Europas Wiedervereinigung“, Prof. Dr. Hans Maier, München
  • 7. Dezember 2009 „Schlimmer als jeder Knast – die Umerziehung zum neuen Menschen in der DDR“, Dr. Andreas Gatzemann
  • 18. Januar 2010 „Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR“, Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk
  • 26. Januar 2010 „Meine Erfahrungen als Fluchthelfer und Häftling in der DDR“, Rainer Schubert