Erste Bildungs­veranstaltungen

Neben zentralen Tagungen im Exerzitienhaus Mariahilf wurden diözesanweit in den Pfarreien Vortragsabende oder auch Vortragsreihen hauptsächlich zu theologischen, politischen und pädagogisch-psychologischen Themen angeboten.

Die KEB deckte in ihren Veranstaltungen bereits früh ein breites Themen-Spektrum ab

Nach der Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in der Diözese Passau (DiAG) im Jahre 1961 konnten die Verantwortlichen bereits auf eine lange Tradition kirchlicher Erwachsenenbildung in der Diözese zurückgreifen. Die weitaus überwiegende Zahl der Veranstaltungen in den frühen 60er Jahren waren Einzelveranstaltungen. Daneben gab es auch Veranstaltungsreihen. Beide Veranstaltungsformen wurden überwiegend dezentral in den Pfarreien der ganzen Diözese angeboten. Für die Referenten (meist waren es damals Männer) wurde als Service von der Katholischen Aktion ein Fahrdienst angeboten, damit sie bei Wind und Wetter auch in die entlegensten Gebiete der Diözese kommen konnte. Der Grad der Motorisierung war damals um ein Vielfaches geringer, so dass die Referenten auf dieses Angebot gerne zurückgriffen. Die Veranstaltungen erfreuten sich regen Zuspruchs. Als dritte Kategorie wurden größere Tagungen zu theologischen Themen oder zu Herausforderungen der Zeit angeboten. Diese Tagungen erstreckten sich in der Regel über zwei Tage und fanden meist in Passau im Exerzitienhaus auf Mariahilf statt. Dort war für auswärtige Besucherinnen und Besucher auch die Möglichkeit der Übernachtung gegeben.

Theologische Bildung

Im Jahre 1963 wurde eine Veranstaltungsreihe mit dem Thema „Wissen oder Glauben“ angeboten. Es ging dabei  um die Frage, ob es nach den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften überhaupt noch sinnvoll sei, an Gott zu glauben.

Bei dieser Reihe denkt man an Juri Gagarin, der 1961 als erster Mensch im Weltraum war. Nachher soll er gesagt haben: „Ich bin in den Weltraum geflogen – Gott habe ich dort nicht gesehen.“

Dieses Angebot besteht aus 5 Vorträgen, die zwischen dem 4. November und 2. Dezember 1963 in Passau im Pfarrheim der Pfarrei Heining stattfanden. „Woher die Welt?“, „Woher der Mensch?“, „Was ist der Mensch?“, „Das auserwählte Volk“, „Gott spricht zum Menschen“ waren die Themen der einzelnen Vortragsabende.

Derselben Thematik widmete sich eine Tagung am 18. und 19. Januar 1964 im Exerzitienhaus Mariahilf in Passau ebenfalls unter dem Thema „Wissen oder Glauben“. Prof. Dr. Eser referierte über „Weltentstehungstheorien der heutigen Naturwissenschaft“, Prof. Wild aus Passau über „Entstehung des Lebens und Ursprung des Menschen“ und Prof. Dr. Hanslmeier über „Selbstverständnis des Menschen in unserer Zeit“. Die Veranstaltung endete mit einem Referat von Prof. Dr. Auer aus Passau zum Thema „Der biblische Schöpfungsbericht“.

Familienbildung

Am 27. und 28. Januar 1962 fand in Spiegelau eine Tagung zum Thema „Elternhaus und Schule“ statt. Behandelt wurden die Themen „Was sehen und hören unsere Kinder? Was lesen Sie?“ sowie „Ist unser heutiger Schulaufbau noch zeitgemäß?“ Zielgruppe waren Eltern und Erziehungsberechtigte sowie Referenten für Erziehungs- und Schulfragen. Als Ziel der Tagung wurde formuliert, Eltern und Erziehungsberechtigte darin zu beraten und unterstützen, die „Kinder vor seelisch-sittlichen Gefährdungen zu bewahren und zu einem kraftvollen Leben zu führen“.

Eine Studientagung „für alle Damen und Herren, die für das Gelingen christlichen Daseins in der Ehe Verantwortung tragen“ wurde am 3. März 1963 im Exerzitienhaus Mariahilf in Passau angeboten. Nach einer gemeinsamen Eucharistiefeier sprach Dr. med. Korte aus Köln zum Thema „“Typische Schwierigkeiten in der christlichen Ehe heute aus psychologisch-anthropologischer Sicht“. Die Tagung wurde mit einem Referat von Prof. Dr. Teichtweier aus Passau zum Thema „Christliches Leben in der Ehe heute aus moraltheologischer Sicht“ abgeschlossen.

Die damalige enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Pfarrei und Schule wird an einer Elterntagung am 29.02.1964 in Spiegelau deutlich. Dort geht es zum einen um die Kooperation zwischen Eltern, Schule und Kirche; zum anderen werden die Aufgaben und Möglichkeiten der Schulpflegschaften erörtert. Schulpflegschaften waren ein Gremium an Grund- und Hauptschulen, in dem Eltern und Lehrer vertreten sind. Sie sollten der Unterstützung des Schulleiters dienen.

Die Aufgabe des Vaters in der Erziehung wurde bei einer Veranstaltung am 8. April 1964 in der Pfarrei Adldorf angesprochen. Rektor Franz Hierlmeier aus Landshut sprach zum Thema „Der Mann in der Familie“. Familienvater – Fehlanzeige?"

Politische Bildung

Politische Verantwortung beginnt in den Kommunen. Deshalb veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DiAG) kommunalpolitische Tagungen. Eine dieser Tagungen fand vom 10. – 11. Februar 1962 in Spiegelau statt. Unter dem Gesamtthema „Unser Dienst an der Gemeinde“ wurden dort zwei Vorträge mit anschließender Aussprache gehalten. Zuerst referierte Rektor Podlipski aus Passau zum Thema „Unsere Volksschulen – Probleme und Aufgaben für die Gemeinden“. Das zweite Referat befasste sich mit dem Thema „Das kulturelle Leben in der Gemeinde“. Referent war Bürgermeister Stadler aus Hinterschmiding. Die Moderation der Tagung hatte der damalige Jugendpfarrer Msgr. Pletl. Dies deutet daraufhin, dass zur damaligen Zeit Jugend- und Erwachsenenbildung enge Kontaktflächen hatten. Im Vergleich zur Struktur heutiger Tagungen fällt auf, dass für die Aussprache nach den Referaten jeweils zwei Stunden angesetzt wurden. Daraus kann man schließen, dass Diskussion und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema einen hohen Stellenwert hatte.

»Unser Dienst
an der Gemeinde«

Am 16. und 17. Februar 1963 fand im Exerzitienhaus Mariahilf eine Tagung mit dem Thema „Fragen der zeitgeschichtlichen Orientierung“ statt. 30 Jahre zuvor war die Machtübernahme Hitlers gewesen. Die Veranstalter nahmen diesen Jahrestag zum Anlass, über „Weg und Schicksal der Weimarer Republik nachzudenken“. Auch sei die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit noch nicht abgeschlossen.

Prof. Dr. Josef Hanslmeier hielt ein Referat zum Thema „Zur geistigen Situation der Gegenwart“. Anschließend sprach Prof. Dr. Heinrich Lutz zum Thema „Der Weg der Deutschen in die Republik“. Ein Referat von Priv.Doz. Dr. Dieter Albrecht über „Grundzüge und Methoden der nationalsozialistischen Außenpolitik“ schloss die Tagung ab.

Die 60er Jahre waren auch die Zeit des Kalten Krieges. Auch diese Periode hat im Themenangebot der DiAG ihre Spuren hinterlassen. So sprach am 1. Juni 1964 Johan H. Wigmans im Kolpinghaus in Passau über seine Erfahrungen als Kriegsgefangener in der Sowjetunion unter dem Thema „3650 Tage in der Roten Hölle“.

Auch die zweite große kommunistische Macht findet ihren Eingang in die Programmatik der katholischen Erwachsenenbildung. Am 15. Oktober 1964 sprach P. Dries van Coillie in Altötting zum Thema „3 Jahre in den Gefängnissen Rot-Chinas“.

Seit dem Jahre 1963 sind Besuche aus Westeuropa in der Tschechoslowakei möglich. Am 10. März 1967 berichtete Oberstudienrat Gerhard Pettirsch über „Eine Reise durch die Tschechoslowakei heute!“. Diese Veranstaltung fand im Pfarrsaal St. Peter in Passau in Kooperation mit der Ackermanngemeinde statt.

»Wissen  
und Glauben«