Passauer Pastoralplan & Leitbildprozess

Aufgabe der KEB ist es, „vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes Orientierungen in den Anforderungen des persönlichen, beruflichen, und gesellschaftlichen Lebens …“ zu bieten.

Angeregt durch den Passauer Pastoralplan gab sich die KEB ein eigenes Leitbild

In den Jahren 1998 bis 2000 wurde in der Diözese Passau in einem breiten Beteiligungsprozess interessierter Pfarreien, Verbände und Gemeinschaften der „Pastorale Entwicklungsprozess im Bistum Passau“ (PEP) durchgeführt. Die Ergebnisse mündeten in den Passauer Pastoralplan, der an Pfingsten 2000 von Bischof Franz Xaver Eder in Kraft gesetzt wurde.

Der Passauer Pastoralplan besteht aus einem Leitbild und 9 Projekten. Im Leitbild sind die Ziele für die Pastorale Entwicklung formuliert. In 9 Projekten wird der Weg aufgezeigt, mit dem die Ziele verwirklicht werden sollen.

Die katholische Erwachsenenbildung beteiligte sich von Beginn an diesem Beteiligungsprozess so z.B. auf Pastoraltagungen und Mitgliederversammlungen. Bei einer Klausurtagung am 19. September 1998 speisten die Mitglieder der DiAG ihre Wünsche und Anliegen in den PEP-Prozess ein. 

Der damalige Geschäftsführer, Josef Bonauer, zeigt in einem Aufsatz auf, in welchen Projekten sich Bezüge zur Katholischen Erwachsenenbildung finden und wo sich die Katholische Erwachsenenbildung einbringen kann. So gibt es in Projekt 1 „Im Geheimnis Gottes wohnen“ die Forderung nach „Glaubenskursen, die auf den Lebensgrund führen“. Im Projekt 2 „Öffentlich Gott bezeugen“ werden Bibelkreise und Glaubensgespräche erwähnt, die von Anfang an eine der zentralen Thematiken in der Kirchlichen Erwachsenenbildung waren. In Projekt 3 „Beheimaten“ wird die Ehebildung aufgeführt, die ebenfalls von der Katholischen Erwachsenenbildung angeboten wurde. Möglichkeiten sich einzubringen bieten auch die Projekte 6 „Ehrenamtliche fördern“ und 7 „Hauptamtliche qualifizieren und stärken“. Im Projekt 8 „Strukturen entwickeln“ wird die Arbeit der KEB ebenfalls angesprochen, da sie auf Pfarrebene Bildungsarbeit unterstützt und durchführt. Schließlich wird in Projekt 9 „Präsent sein in Kultur und Politik“ eine der Hauptaufgaben der KEB erwähnt, nämlich an der Schnittstelle zwischen Kirche und Politik Angebote zu machen und Räume für den Dialog zur Verfügung zu stellen.

Parallel zum „Pastoralen Entwicklungsprozess im Bistum Passau“ wurde von der Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in der Diözese Passau (DiAG) ein Leitbild erarbeitet. Das Leitbild mit dem Titel „Thesen zur kirchlichen Erwachsenenbildung in der Diözese Passau“ wurde im Mai/Juni 1997 im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft von Domkapitular Prof. Dr. Otto Mochti, der Gemeindeberaterin Hedwig Beier und dem Freyunger KBW-Geschäftsführer Alois Seidl erarbeitet und am 18. Oktober 1999 von der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in der Diözese Passau e.V. verabschiedet.

Das Leitbild gliedert sich in drei Kapitel:

  • Ausgangssituation
  • Anforderungen und Zielvorstellungen
  • Wege zu dieser ganzheitlichen Erwachsenenbildung

In der Ausgangssituation legt die DiAG ein Bekenntnis zur pluralen Gesellschaft als Wesensmerkmal der Demokratie ab. Kirchliche Erwachsenenbildung habe hier die Funktion, Räume zur Verfügung zu stellen, die einen Dialog ermöglichen. Es sollten nicht „einfache“ Lösungen gesucht werden. Vielmehr sollten sich die besseren Argumente und Erfahrungen in einem Wettstreit der Meinungen bewähren. In einer Welt des immer rascheren Wandels soll die Erwachsenenbildung zur Identitätsfindung beitragen. Betont wird ein gemeinsames, das Leben begleitende Lernen. Die Globalisierung stelle die Erwachsenenbildung vor neue Herausforderungen: „Mit den Stichworten Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind Themen benannt, die nicht mehr lokal oder national begrenzt werden können, sondern global gesehen und zu einer umfassenden Solidarität führen müssen.“

Es wird betont, dass sich Katholische Erwachsenenbildung nicht als Einrichtung religiöser Indoktrination verstehe. Sie wolle vielmehr „werbend, einladend argumentativ‚ Rechenschaft ablegen von der Hoffnung, die uns als Glaubende beseelt‘, und so das Angebot der christlichen Wahrheit in unsere Kultur und Gesellschaft einbringen“ (S. 12).

Im Kapitel „Anforderungen und Zielvorstellungen“ wird ausgeführt, dass kirchliche Erwachsenenbildung dem Menschen helfe, „durch die Vermittlung qualifizierter Inhalte und fruchtbarer menschlicher Begegnungen, eine selbstbewusste Identität zu gewinnen…“. Sie biete dem Menschen „vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes Orientierungen in den vielfältigen Anforderungen des persönlichen, beruflichen, und gesellschaftlichen Lebens…“. Die eigenständige Urteilskompetenz des Menschen solle ebenso gefördert werden wie dessen schöpferischen Qualitäten. Grundwerte christlicher Lebenspraxis sollen vermittelt werden. Kirchliche Erwachsenenbildung befähige den Menschen, „die ständig sich beschleunigenden Tendenzen in allen Lebensbereichen als eine Herausforderung zu begreifen, diesen Entwicklungen mit besonnenem Abstand zu begegnen, sie zu sichten, eine Auswahl zu treffen und diese dann bewusst mitzugestalten…“ (S. 14)

Im Kapitel „Wege zu dieser ganzheitlichen Erwachsenenbildung“ wird betont, dass das gemeinsame Lernen und das Aufeinander hören besser sei als „Einweg-Kommunikation“. Die Teilnehmenden müssten in den Bildungsvorgang einbezogen werden. Angesichts der Fülle der Themen und Informationen solle die die kirchliche Erwachsenenbildung eine „klare Schwerpunktsetzung“ anstreben. Als Basis der Erwachsenenbildung wird vor allem die Pfarrgemeinde angesehen. Dort sei es möglich, „immer ‚neue‘ Menschen in ihrer Lebenssituation, in ihrem Lebensumfeld anzusprechen“ (S. 15 f.).

»Grundwerte
christlicher Lebenspraxis«